Paulus Hochgatterer: Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war

Erzählung

Im Oktober 1944 nimmt eine Bauernfamilie in Niederösterreich die etwa 13jährige Nellie auf, die vermutlich bei der Bombardierung einer nahe gelegenen Stadt „übrig geblieben“ ist. Sie scheint sich an nichts zu erinnern, aber genau zu beobachten. Der Onkel der Bauernkinder schenkt ihr deshalb ein Heft und einen Stift, weil er meint, „Du siehst aus wie eine, die gern schreibt.“

Der schmale Roman erzählt aus der Sicht Nellies von ihren Beobachtungen am Hof in den letzten Kriegsmonaten. Als wäre die Gegenwart nicht schon düster genug, interessiert sich Nellie für die Heiligenlegenden, die die Bäurin kennt und die allesamt von äußerst grausamen Todesarten handeln. In diesen Erzählstrang fügen sich einige Geschichten ein, die Szenen aus der Gegenwart aufnehmen und einem glücklicheren Ausgang zuführen. So wird der tatsächlich ertrunkene Rudi im letzten Moment gerettet und seine Mutter muss nicht verzweifelt eines der Bauernkinder zu adoptieren versuchen. Und das Aufhängen eines gefangenen Amerikaners wird in Nellies Geschichte von einer mutigen Frau mit einer geschickten Drohung verhindert.

Im März 1945 tauchen weitere Ausgebombte am Hof auf und ein junger Mann mit einem aufgerollten Bild. Nellie lügt ihn sich zurecht als Donauschwaben, in Wirklichkeit ist er ein Weißrusse.

Leider steigert sich in den allerletzten Kriegstagen die Grausamkeit so sehr, dass selbst die Geschichte vom glücklichen Ende nicht ohne einen weiteren Toten auskommt.

Neben der düsteren Thematik erzählt der schmale Band in starken Bildern von Güte, Beobachtungsgabe, Mut und Hilfsbereitschaft und gerade diese Kombination macht ihn so lesenswert.